Haben Sie Erkenntnisse gewonnen, die Sie in die Zeit nach dem Amtswechsel mitnehmen, die vielleicht dazu geführt haben, sich anders aufzustellen, als Sie das geplant hatten? ML Ich habe bisher immer versucht, authentisch zu sein und ich weiß, dass ich sicherlich nicht jeden mit meiner Art erreichen kann. Und so wird es auch sein, dass vielleicht einige Herrn Kreile hinterhertrauern und sagen: "Bei dem Lehmann fehlt mir das oder das“. Aber am Ende ist es gut, bei sich selbst zu bleiben. Ich will nicht versuchen, Herrn Kreile zu kopieren, sondern mit dem Dresdner Kreuzchor meinen, unseren Weg finden. Das braucht natürlich Zeit. Deshalb möchte ich schon jetzt alle Beteiligten bitten, mir die Chance zu geben, auch Lernprozesse machen zu dürfen. Nur in diesem Verständnis wird ein gutes Team zwischen den Jungs, den Eltern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Chor, Schule, Internat, Stadt und Kirche und mir erwachsen können. Wenn alle erwarten würden, dass es keinen Ab-, Um- oder Aufbruch geben würde und alles bliebe, wie es schon immer war, dann wird Ankunft schwerer. Somit hoffe ich, dass es Verständnis gibt, dass ich natürlich in ein solches Amt hinein- wachsen muss und dass das auch mit Zeit zu tun hat. RK Das geht ja aus Allem, was wir sagen, hervor, dass es ein Amt mit sehr komplexen Anforderungen ist. Aber ich betone immer wieder: Es kann an der Front gut laufen, man kann mit den verschiedensten Menschen gute Be- ziehungen haben, aber wenn es da drüben im Probensaal nicht läuft, kannst Du alles vergessen. Das ist das Zentrale. Und wenn es gut läuft im Proben- saal, dann hält man auch Vieles aus, denn das ist das Wesentliche. ML Die Glücksmomente, die bekommt man vermutlich da.